von Rudolf Koch und der Feuerwehr Altenbeken
„Herr Pfarrer, Herr Pfarrer, die Kirche brennt!“ Als am Vormittag des 4. Juni 1970 eine Altenbekener Bürgerin gegen die Tür des Pfarrhauses hämmerte, war am kleineren der beiden Kirchentürme der Heilig-Kreuz-Kirche bereits ein Feuerkranz weit sichtbar und das Unglück nahm seinen Lauf. Ein Jahr zuvor war an der Kirche mit umfangreichen Renovierungsarbeiten begonnen worden. Eine neue Heizung wurde eingebaut, der Fußboden wurde erneuert, das Mauerwerk wurde ausgebessert und das Dach wurde mit neuen Schieferplatten gedeckt. Am 4. Juni 1970, die Arbeiten waren fast abgeschlossen, und die Gemeinde bereitete sich auf die Eröffnung der Kirche vor, passierte um 11:30 Uhr die verheerende Brandkatastrophe.
Zuerst loderte am kleinen Turm ein Feuer, aber schon bald schlug ein Flammenmeer hoch hinauf. “Der Turm sah fast aus wie ein großer Kamin, eine große Fackel”, schrieb der damalige Pfarrer Wilhelm Sudhoff später in die Kirchenchronik. Auch Franz Overkott, der vor 50 Jahren als Feuerwehrmann einer der ersten Helfer an der Brandstelle war, erinnert sich: „Die Flammen haben sich schnell über das Gewölbe bis zum Hauptturm, dem Glockenturm, ausgebreitet. Der war aus Holz. Der starke Ostwind schürte das Feuer zusätzlich“. Zahlreiche Feuerwehrleute aus Altenbeken und Umgebung waren vor Ort und bemühten sich nach Kräften, die Flammen zu bekämpfen und das nahgelegene Pfarrhaus zu schützen. Doch auch sie konnten nicht verhindern, dass das gesamte Dach
der Kirche, der Turm, die Turmuhr, die Glocken und die Orgel ein Raub der Flammen wurden. „Der Glockenturm war wegen der Arbeiten noch eingerüstet. Selbst die Eisenstangen des Gerüsts knickten wie die Streichhölzer um“, berichtet Overkott in dem Film, der auf der Internetseite der Feuerwehr Altenbeken veröffentlicht ist.
Brennende Dachpappe vom hohen Kirchturm wurde durch starken Wind bis ins Unterdorf getragen. Feuerwehren aus anderen Orten, die aus Richtung Neuenbeken kamen, mussten zuerst Brände an der alten Schmiede (heute steht hier die Denkmallokomotive) löschen, bevor sie ihren Weg in die Ortsmitte zur Kirche fortsetzen konnten.
Noch während der Löscharbeiten retteten Pfarrer Wilhelm Sudhoff, beherzte Bürgerrinnen und Bürger sowie Mitglieder des Schützenvereins das Allerheiligste aus dem Tabernakel sowie wertvolle Kunstgegenstände. Sie deckten auch den Altar mit großen Planen ab, um ihn vor dem von oben runter tropfendem Löschwasser zu schützen.
“Besonders schlimm war der Brand natürlich auch, weil sich die Leute auf die fertige Kirche freuten. Es waren ja nur noch ein paar Handgriffe zu tun”, erinnert sich der ehemalige Altenbekener Löschzugführer Johannes Claes, der das Geschehen als Jugendlicher verfolgt hat. Nach dem Brand gelang es schnell, Gewölbe und Dach soweit herzurichten, dass am 2. Adventssonntag der erste Gottesdienst inmitten der Gerüststangen stattfinden konnte. Die Kosten des Brandes beliefen sich auf rund 1,5 Millionen Deutsche Mark.
Für die Bereitstellung von unveröffentlichtem Videomaterial aus dem Jahr 1970 danken wir insbesondere der Familie Klüter. Der bekannte Bahnhofswirt Otto Klüter hatte an dem heißen Sommertag mit seiner “Super-8-Kamera”,einzigartige, bisher unveröffentlichte Aufnahmen des Großeinsatzes gemacht.
Der Filmbeitrag ist abrufbar über die Video-Plattform youtube. Bitte hier klicken!
Darsteller
Franz Overkott – Feuerwehr Altenbeken
Johannes Claes – Feuerwehr Altenbeken
Bernhard Henneke – Pfarrer
Rudolf Koch – Ortsheimatpfleger
Aufnahmen
Videoaufnahmen – Otto Klüter
Bildaufnahmen – Kurt Blaschke
Bildaufnahmen – Archiv R. Koch
Wie erinnern Sie sich noch an den 04. Juni 1970? Haben Sie noch weitere Bilder, die den Feuerwehreinsatz dokumentieren? Wir freuen uns über Ihren Kommentar unter diesem Beitrag bzw. auf Facebook oder youtube. Gerne können Sie uns auch eine private Nachricht über das Kontaktformular zukommen lassen.
Toller Beitrag! Super gemacht.
Vielen Dank!
Zunächst erstmal herzlichen Glückwunsch zum wirklich gelungen Beitrag!!!
Als Zeitzeuge, nah am Geschehen und als Urheber fast aller im Video verwendeten Fotos und besonders des Bildes auf dieser Seite, kann ich Folgendes beitragen:
Damals lag meine Drogerie keine hundert Meter vom Katastrophenort entfernt.
Als ich nach dem Feueralarm vor die Tür trat, sah ich zunächst nichts. Dann quollen leichte Rauchwölkchen aus dem kleinen Turm, und niemand ahnte zu der Zeit, was wenig später danach geschah. Dennoch schnappte ich als Dorffotograf, der immer auf der Jagd nach Sensationen war, meine Kamera und mehrere Filme und fotografierte das Geschehen aus mehreren Perspektiven, wie es teils im Video zu sehen ist.
Das Inferno war auch durch den kräftigen Ostwind, der das Feuer vom kleinen zum Glockenturm trieb, mit krachenden Geräuschen des brennenden Holzes im Dachstuhl verbunden. Und als die Glocken in die Tiefe stürzten, hörte sich das nicht wie ein Geläut an, sonder eher wie ein lautes Todeswimmern. So meine Erinnerung.
Erst als nach dem verzweifelten Einsatz der Feuerwehr am Nachmittag nur noch leichter Rauch aus der Ruine stieg, kam ich dazu, meine Filme zu entwickeln. Ein stundenlanger Prozess, den sich die Handy-Generation kaum noch vorstellen kann.
Leider bin ich sehr enttäuscht, dass der Autor des Textes mit keinem Wort erwähnt, dass ich der Fotograf der allermeisten der gezeigten Bilder bin, was er als Zeitzeuge wissen muss. Das empfinde ich nicht nur als unfair, sondern es verstößt auch gegen das geltende Urheberrecht.
Die jungen Filmemacher konnten das nicht wissen, und deshalb werde ich sie unterstützen, indem ich ihnen noch weitere Fotos zur Verfügung stellen werde.
Auf jeden Fall wünsche ich ihnen weiter viel Beachtung und Erfolg!