Unfall auf dem Wanderweg

Mit dem Viadukt Wanderweg, der als “Qualitätsweg Wanderbares Deutschland” ausgezeichnet ist, macht Altenbeken mittlerweile auch internationale Gäste auf sich aufmerksam. Tagtäglich sieht man die Wanderer – ganz gleich ob allein unterwegs oder in Gruppen – die sich an der Museumslok, direkt neben dem Feuerwehrgerätehaus des Löschzugs Altenbeken, auf den Weg machen, um der Eisenbahngeschichte des Ortes nachzuspüren.

Sicherlich kennt jeder Wandersfreund die kleinen Malessen -angefangen von der Blase an der Ferse bis hin zum umgeknickten Fuß – der den Naturausflug früher als geplant beenden könnte. Trotz der getrübten Freude kann man dann meist noch selbstständig den Rückweg antreten. Aber wie funktioniert eigentlich die Rettungskette, wenn ein akuter Notfall “irgendwo da draußen in der Natur” eintritt? Bereits das Absetzen des Notrufs kann ohne Handyempfang zur Herausforderung werden, aber auch Feuerwehr & Rettungsdienst haben unter erschwerten Bedingungen zu arbeiten.

Dieses Szenario war jüngst Bestandteil einer Alarmübung für den Löschzug Altenbeken. Während auf dem vorangehenden Dienstabend gerade noch eine Unterweisung in Gerätschaften des Rettungsdienstes stattfand, um im Bedarfsfall bestmöglich unterstützen und zuarbeiten zu können, löste die Leitstelle des Kreises den Funkmeldeempfänger aus.

Angenommene Lage: Hilfeleistung 2 – Bewusstlose Person auf dem Viaduktwanderweg zwischen Hossengrund / Driburger Grund, Anfahrt über Schützenweg

Wie sich später herausstellen sollte, waren drei befreundete Wanderer auf dem Viadukt Wanderweg unterwegs, als einer von ihnen stürzte und sich schwer verletzte und bewusstlos liegen blieb.  Da es hier keinen Handyempfang gab, machte sich einer der Wanderer auf den Weg um die Rettungskräfte zu alarmieren.

Bereits auf der Anfahrt wurde deutlich, dass gute Ortskenntnis gefragt sein wird. Nach einer kurzen Unterrichtung durch den Anrufer im Driburger Grund stand nämlich die Lage des Unglücks fest, nicht jedoch der Anfahrtsweg: Der Unfall befand sich in der Nähe der Bahnunterführung im Appelbaumgrund. Hier boten sich mehrere Optionen. Aufgrund der Entfernung wurde der Fußweg entlang der Bahnschienen nicht benutzt. Ein Löschgruppenfahrzeug fuhr über den Weg hinter der Schützenhalle an, während ein weiteres Fahrzeug über die Einmündung gegenüber des Andreas Klosters anfuhr. Kurz vor Erreichen der möglichen Einsatzstelle musste sich die LF Besatzung, bepackt mit dem Notfallrucksack, zu Fuß auf den Weg machen, da der weitere Weg zunächst durch Bäume versperrt war.

Hier zeigte sich bereits die nächste Herausforderung: Der Verunglückte lag in einem Loch am Anfang der schmalen Unterführung. Neben den beengenden Platzverhältnissen waren auch die Lichtverhältnisse ungünstig für eine weitere Behandlung. Drei Kräfte leiteten eine Erstversorgung des bedingt ansprechbaren Patienten ein. Neben ständiger Überwachung der Atmung und eines möglichen Erbrechens, wurde die offene Fraktur zunächst verbunden und eine Halskrause angelegt (Bitte beachten Sie: Eine bewusstlose Person wird in der Ersten Hilfe in die stabile Seitenlage gebracht. Bei einem Erbrechen des Patienten droht ansonsten der Erstickungstod). Anschließend wurde der Wärmeerhalt des Patienten mit einer Rettungsdecke gewährleistet.

Gemeinsam mit dem nun eingetroffenen Rettungsdienst wurde der Patient nach weiterer Untersuchung auf ein Spineboard gelagert, um die Wirbelsäule nicht weiter zu beanspruchen. Anschließend konnte durch den Tunnel mit dem Transport zum Rettungswagen begonnen werden.

Steffen Lober

Steffen Lober ist Oberbrandmeister im Löschzug Altenbeken. Er betreut als technischer Ansprechpartner die Webseite und arbeitet im Arbeitskreis Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Kreisfeuerwehrverbands Paderborn mit.