Jugendfeuerwehr Altenbeken absolviert ihren 4. Berufsfeuerwehrtag

Mit dem Schwerpunkt auf Fahrzeugkunde und Fortbildung in Erster Hilfe verbrachte die Jugendfeuerwehr Altenbeken einen ereignisreichen 24-stündigen Dienst im Gerätehaus Buke. In dieser Zeit galt es zwei Hilfeleistungs- und drei “Brandeinsätze” zu meistern – was unser junges Team in beeindruckender Weise erledigte!

Der 4. Berufsfeuerwehr-Tag brachte gleich zwei Premieren: Zum Einen waren wir dieses Mal zu Gast im Gerätehaus Buke, zum Anderen rückten wir zu den Einsatzübungen immer als kompletter Löschzug mit Drehleiter (DLK), Löschfahrzeug (LF), Mannschaftstransportfahrzeug (MTF) sowie einem Rettungswagen (RTW) aus.

Damit dieses auch reibungslos klappte, fanden nach der obligatorischen Einweisung und dem Bezug des Quartiers ab 10 Uhr am Samstagmorgen zunächst einmal Unterrichte zur Fahrzeug- und Gerätekunde statt: dem LF 8/6, der DLK 18/12 CC und dem RTW der dort ebenfalls ansässigen Rettungswache.

Wir erprobten just das Sprungpolster des LFs, als die per App zu Funkmeldeempfängern hochgerüsteten Handys lautstark den ersten Einsatz für die JF verkündeten: „Person unter PKW nach Verkehrsunfall“ lautete die Meldung.

Sofort rückte der „JF-Löschzug“ zur Feldmark in Altenbeken aus. Dort fanden die Junglöscher einen PKW vor, dessen offenbar angetrunkener Fahrer auf dem Gehsteig eine Person überfahren hatte und dann gegen eine Straßenlaterne geprallt war. Zudem lag noch ein Kleinkind leicht verletzt neben dem PKW. Aufgrund der Lage entschied sich der Einsatzleiter, die mittig unter dem PKW liegende Person mittels Kraneinsatz der DLK zu befreien und ließ diese dazu in Stellung bringen.

Parallel wurden der Fahrer und das Kind versorgt, der Brandschutz sichergestellt und der eingeklemmte, bewusstlose Patient erstversorgt. Die Laterne entfernten zwei Trupps per Hand. Schließlich hob die DLK den PKW mit dem angeschlagenen Kettenzug an und ein Trupp unterbaute ihn. Der Patient wurde befreit und als reanimationspflichtig erkannt. Da der RTW auf der Anfahrt behindert worden war, musste diese über mehrere Minuten durchgeführt werden, wozu sich mehrere Trupps abwechselten.

Endlich traf der Rettungsdienst ein und übernahm die Patienten, womit diese Einsatzübung beendet war. Zurück im Standort musste das verspätete Mittagessen zubereitet werden.

Unsere Küchenfeen traten in Aktion und zauberten Spaghetti Bolognese in großer Menge auf den Tisch. In der Mittagssonne auf der Terrasse schmeckte es allen hervorragend. Während des Abspülens ereilte uns der nächste Alarm: Garagenbrand am Rüsternweg! Der Abwasch blieb Abwasch und die Trupps eilten zu den Fahrzeugen.

Der Gruppenführer des ersteintreffenden LFs wurde von dem aufgeregten Familienvater informiert, dass er seine Tochter vermisst. Sofort ging der Angriffstrupp unter (durch gelbe Warnwesten simuliertem)  Atemschutz mit C-Strahlrohr und Wärmebildkamera in die stark verrauchte (bzw. vernebelte) Garage vor. Mit ihrer Hilfe wurde die vermisste Tochter (alias Puppi) trotz der vielen im Weg stehenden Gerätschaften bald gefunden und aus der Garage gerettet.

Auch diese Patientin war reanimationspflichtig, und so übernahm der Schlauchtrupp die Wiederbelebungsmaßnahmen, bis die Patientin auf der Trage des Rettungsdienstes in den RTW gebracht wurde. Die beiden anderen Trupps löschten derweil das Feuer in der Garage mit 2 C-Rohren, während über den Monitor der DLK das angrenzende Wohnhaus gekühlt wurde.

20 Minuten nach Eintreffen waren alle Aufgaben erledigt und wir konnten dankbar die Getränke der Gastgeber entgegennehmen. Eine gelungene Übung, die auch die vielen Schaulustigen inmitten der dicht bebauten Siedlung beeindruckt hat.

Aufbauend auf den im Frühjahr absolvierten Erste-Hilfe-Kurs stand am verbleibenden Nachmittag Aus- und Fortbildung in diesem wichtigen Thema an. Dazu gab es zunächst eine Stunde lang theoretischen Unterricht gefolgt von einer Unterrichtseinheit am und im RTW, da auch Jugendfeuerwehrmitglieder oftmals in die Situation kommen, den Rettungsdienst unterstützen zu können.

Aufgelockert wurde der Unterricht durch leckere Muffins – und beendet durch die Alarmmeldung „Fe1C Containerbrand Bauhof Industriestr. 5“. Zu diesem Einsatz rückte zusätzlich das HTLF 20/30 mit aus.

Die versteckte Nebelmaschine deutete den Brandherd in einem Müllcontainer unter einem Hallendach an. Der Einsatzleiter ließ unter Atemschutz ein C-Rohr zur Brandbekämpfung vornehmen, welches sich aber als unzureichend erwies, die versteckten „Brandnester“ zu erreichen.

Also nahm der Wassertrupp ein Mittelschaumrohr vor und legte einen großen Schaumteppich über den Container. Die DLK ging ebenfalls in Stellung und kühlte durch das TLF gespeist das Hallendach. Dank der umfangreichen Unterstützung durch die Betreuer und Maschinisten der Fahrzeuge konnte die Jugendfeuerwehr auch dieses umfangreiche Szenario meistern. Und lernte anschließend was es heißt, 10 nasse und schwere B-Schläuche wieder aufzurollen!

Sichtlich erschöpft, hungrig und durstig freuten wir uns auf das gemütliche Grillen zusammen mit dem Altenbekener Höhenrettern, die auch einen großen Teil des Betreuer-Teams an diesem BF-Tag stellten. Steaks, Bratwurst und Salate sowie Niklas Gag-Einlagen brachten die Jugendlichen wieder zu Kräften.

Das war auch notwendig, denn um 21:23 Uhr lösten die Handys erneut aus: „Buke Bad Driburger Str. am Dorfteich: Personen nach Verpuffung vermisst“. Vor Ort berichtete ein Zeuge, dass vermutlich vier Personen Spiritus in einen Grill geschüttet hatten, wodurch es zu einer Verpuffung kam.

In Panik rannten alle davon und nur vereinzelte Hilferufe waren noch zu hören. Da es mittlerweile dunkel war, übernahm ein Trupp mit DLK und LF das Absichern und Ausleuchten der Einsatzstelle und des kleinen Parks. Zwei Trupps kümmerten sich sofort um zwei im vorderen Bereich aufgefundene Patienten, die – na klar! – beide wiederbelebt werden mussten. Ein weiterer Trupp begann mit der Personensuche im hinteren Parkbereich um die Teiche und wurde bald von den freiwerdenden Kräften, die das Licht aufgebaut hatten, unterstützt. Währenddessen musste der Rettungsdienst kräftig bei der Vornahme der Tragen und medizinischen Gerätschaften unterstützt werden – gut, dass wir dies am Nachmittag erlernt hatten. Schließlich suchten alle Kräfte unter der Leitung des Zugführers nach weiteren Personen.

Während ein Kind schnell gefunden und versorgt war, dauerte es doch einige Zeit, bis auch dessen Vater tief in einem Dickicht kauernd entdeckt wurde. Beide unter Schock stehende Patienten brachten wir mit Tragen zur Verletztensammelstelle, wo sie bis zur Übernahme durch den Rettungsdienst versorgt und betreut wurden. Abschließend wurde das Gelände nochmal gründlich abgesucht, aber keine Personen mehr gefunden. Auch wenn die

Mädchen und Jungen der JF dies offensichtlich hofften oder erwarteten, blieb es die Nacht zum Glück – oder leider? – ruhig, und so schliefen zumindest einige von uns tief und fest.

Damit war es aber um 7:35 Uhr vorbei, als die Handys Alarm schlugen: „Schwaneyer Str.: Brennt Fahrzeugschuppen“.  Der JF-Löschzug krabbelte aus den Schlafsäcken und auf die Fahrzeuge, diesmal zusätzlich auch auf das TLF 20/30 des LZ Altenbeken. Nach kurzer Anfahrt konnten wir im Morgengrauen schon die Rauchfahne aus einem Traktor-Schuppen erkennen – die Nebelmaschine leistete wieder ganze Arbeit. Nun schon sehr routiniert bauten wir mit 3 C-Rohren eine Riegelstellung zum Kuhstall hin auf, speisten über das TLF den DLK-Monitor und stellten die Wasserversorgung aus einem – versteckt in der Wiese gefundenen – Hydranten sicher. Bei dieser Gelegenheit loteten die Maschinisten und der Leiter der Feuerwehr auch noch die maximal mögliche Fördermenge an diesem Objekt aus, eine wichtige Erkenntnis für den Ernstfall. Zum Ende des 24-Stunden-Dienstes wurden die Schläuche getauscht und alle Fahrzeuge wieder bis zur Zufriedenheit der Maschinisten hergerichtet.

Abschließend gab es in der herrlichen Morgensonne gemeinsames Frühstück mit frischen Brötchen und Kakao auf der Terrasse, bevor es ans Aufräumen des Gerätehauses ging. Alle packten kräftig an, sodass wir pünktlich um 10 Uhr am Sonntagmorgen den Dienst beenden konnten.

Mit dem Schwerpunkt auf FwDV3 und Erster Hilfe stellte dieser 4. BF-Tag quasi eine Erprobung des in letzter Zeit schwerpunktmäßig Erlernten dar – und der Jugendwart war mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Unsere aktuell eher kleine und junge Jugendwehr hat alle Aufgaben sehr eigenständig meistern können. Dabei war der Zusammenhalt in der Gruppe sehr gut, die Starken halfen den Schwachen und es hat allen – auch den Betreuern – großen Spaß gemacht. Unser Dank an alle Betreuer, Helfer und ganz besonders an die Eltern der JF-Kameraden, die uns bei sich zu Hause die Übungen durchführen ließen.

Martin Brandt

Martin Brandt ist Hauptbrandmeister im Löschzug Altenbeken. Innerhalb der Feuerwehr Altenbeken bringt er sich in der Höhenrettungsgruppe ein und leitet die Jugendfeuerwehr.