Feuertaufe am Hochhaus

Bericht: Westfälisches Volksblatt

Den ungewöhnlichsten Reparaturauftrag seit ihrer Existenz hat jetzt die Höhenrettungsgruppe der Feuerwehr Altenbeken bewältigt. Sechs Männer haben in den Abendstunden die Nord-Fassade des Paderborner Kreishauses erklommen, um an fünf Stellen das Moosgummi zwischen den metergroßen Fassadenplatten wieder reinzudrücken. Die erste Übung an einem Hochhaus im Kreis.

Den Zuschauern bot sich in der Abendsonne ein spektakuläres Bild: Der Anblick von sechs orangefarben leuchtenden Feuerwehrleuten, die sich in voller Montur an einer hohen Hauswand abseilen. Zweieinhalb Stunden dauerte der Einsatz, gerettet werden musste aber niemand.
Was tun, wenn der Zahn der Zeit an der Fassade nagt und das Gebäude so hoch ist, dass man mit der Leiter nicht dran kann? »Man ruft die Feuerwehr«, sagte sich Willi Schumann, Amtsleiter für den Bereich Gebäudemanagement der Paderborner Kreisverwaltung. Die Höhenrettungsgruppe der Feuerwehr Altenbeken hat sich auf solche Situationen spezialisiert.
Sie kommt immer dann zum Einsatz, wo konventionelle Rettungsmittel, wie beispielsweise die Drehleitern mit einer Höhe von etwa 25 Metern, nicht ausreichen und Mensch oder Tier aus extremen Höhen oder Tiefen geborgen werden müssen.
Doch der Umgang mit Abseilgeräten, Karabinern und Steigklemmen will trainiert sein. Die Fassade des rund 39 Meter hohen Kreishausgebäudes bot den Kameraden ein gutes Übungsterrain für den Ernstfall. »Und wir haben auch was davon. Das Gebäude ist wieder vor Wind und Wetter geschützt«, bilanziert Schumann.
Einsatzschwerpunkt der Höhenrettungsgruppe der Feuerwehr Altenbeken sind die Windkraftanlagen, die Ende der 90er Jahre an vielen Stellen im Kreisgebiet errichtet wurden. Die Höhe der Anlagen stellte die Rettungskräfte vor neue Herausforderungen. Eine schnelle und sichere Rettung für Menschen in Notlagen musste gefunden werden. Damit schlug die Geburtsstunde der Altenbekener Spezialeinheit.
Seitdem hält die Feuerwehr Altenbeken speziell in der Höhenrettung ausgebildete Helfer vor. Seit Oktober 2000 ist der Höhenrettungstrupp offiziell einsatzbereit, er besteht aus zwölf Rettern aus den drei Löschzügen der Altenbekener Wehr. Ihre Feuertaufe bestand die Gruppe vor vier Jahren an einem Windrad zwischen Veldrom und Bad Lippspringe, als ein Mann einen Herzinfarkt erlitt. Mit einer Marinetrage seilten ihn die Retter ab. Vor drei Jahren ebenfalls ein ungewöhnlicher Einsatz. Im Turm einer Windkraftanlage war ein Arbeiter von einer Plattform 15 Meter in die Tiefe gestürzt. Über die steilen Leitern im Turm konnte ihm nicht geholfen werden, so kamen die Höhenretter aus Altenbeken zum Einsatz. Eineinhalb Stunden dauerte der Einsatz, bei dem der Schwerverletzte in einer Korbtrage im Innern abgeseilt wurde. Dank des schnellen Einsatzes hat er überlebt. Auch die Paderborner Feuerwehr hält seit eigenen Jahren für solche Sondereinsätze eine Höhenrettungsgruppe vor.

Presse

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